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Ethik und Selbstreflektion

Propagierung von Tierversuchen als Irrtum der Wissenschaft

"Kognitive Sackgasse" bei Menschen in Analogie zu einer solchen der nichtmenschlichen Primaten - am Beispiel der Methode, Affen zu fangen: In menschlichen Gesellschaften, die traditionell aufgrund des gemeinsamen Habitats den Umgang mit Affen gewöhnt sind, gibt es eine Methode Affen zu fangen: es wird in Sichtweise eines Affen ein kleines Loch in einen Baumstamm gebohrt, das einen Durchmesser von einer Größe besitzt, wo ein Affe gerade eben eine Hand hereinstecken kann. Am Ende des Loches wird ein Mulde geschaffen, Essbares hineingelegt und es wird aus dem Blickfeld des Affen gegangen. Nach einer Weile versucht dann der Affe herauszufinden, was in dem Loch steckt und will das Futter herausholen, kann es aber nicht, weil er die zur Faust gemachte Hand nicht wieder herausziehen kann. Er muss also, um zu entkommen, das Futter wieder loslassen - und genau das schafft der Affe nicht.
Der Affe gerät also in eine Art kognitive Sackgasse - in einen inneren Konflikt, sichtbar an der äußeren Unfähigkeit effektiv zu handeln. Möglicherweise führt dieser Konflikt selten zu einem tatsächlichen Nachteil für diese Spezies; ansonsten wäre er evolutionär sicher nicht vorhanden. Das kognitive Muster dahinter wird vermutlich eher am Rande der Wahrnehmung dieser Art liegen.

Was aber für nichtmenschliche Primaten gilt muss deshalb noch längst nicht für menschliche Primaten ausgeschlossen sein: es fällt (in der ersten-Person Wahrnehmung) lediglich das ineffektive kognitive Muster bei der betrachteten Art auf; nicht bei der des Betrachters (in derselben Spezie). Kognitive Schwächen, die in der (artspezifischen) Struktur verborgen sind, sind in der ersten-Person-Perspektive (derselben Art) schwer wahrnehmbar. Eine davon ist, sich Vorteile dadurch zu erhoffen, indem Anderen etwas weggenommen wird - wissenschaftlich, indem Versuche an Tieren durchgeführt werden, oder auch medizinisch, indem Anderen Organe zum Austausch entnommen werden.

"Rückgewandte Ethik":
Meines Erachtens ist es ein Irrtum, zu glauben, der größte Nutzen angewandter Ethik liege lediglich in Vorteilen für das betreffende Objekt, den "Anderen", das ausgegrenzte Gegenüber, das Tier. Das Subjekt verzichtet auf einen Teil seines selbst zu Gunsten eines Anderen. An dieser Stelle beginnt dann eine Kosten/Nutzen-Abwägung, die die Tiere als Versuchsobjekte in einer von Menschen für Menschen gemachten Wissenschaft naturgemäß nicht für sich entscheiden können. Die Grenze zwischen den ethisch eingegrenzten und den ethisch ausgegrenzten ist willkürlich durch eine Spezies (den Menschen) festgelegt und je nach dessen Interessenlage und "Zeitgeist" variierbar.
Diese eher lineare Beziehung ist aber nur der kleinere Nutzen der Ethik. Der Hauptnutznießer angewandter Ethik ist eigentlich der Anwender selbst, da er sich die Vorraussetzungen schafft, aus eigenem linearen Denken ausbrechen zu können und quasi zusätzlich nach außen positiv agiert.

Begründet werden soll diese These damit, dass jedes Individuum in einer selbstgeschaffenen "Welt" lebt: selbstgeschaffen durch die indirekte Wahrnehmung der Außenwelt über die Filter der eigenen physischen Organe und der psychischen Schlussfolgerungen daraus. Stelle ich bestimmte Erwartungen an meine Außenwelt, wirkt sich das direkt auf meine innere Beweglichkeit aus. Beabsichtigt jemand zu töten, z.B. in einem Tierversuch, weil er sich davon Vorteile verspricht, muss er davon ausgehen, dass andere ebenso denken und umgekehrt ihn ihres Vorteils Willen bedrohen würden. Er würde mich in eine doppelt-düstere Welt begeben: einmal wegen seiner Intentionen, andererseits aufgrund seiner daraus resultierenden (unbewussten) Erwartungen. Ebenso müsste er, um ein positives Selbstbild von sich aufrecht zu erhalten, Abspaltungen vornehmen, in diesem Beispiel in der Art, dass ich er grausam zu Tieren und zu keiner Generalisierung auf die eigene Art fähig wäre.
Der Vorgang mag unbedeutend vorkommen und überwiegend unbewusst ablaufen, bedeutet aber ein Leben in einer mehr angstbesetzten, selbstgeschaffenen "Welt" als sie ohne diese Verhaltensweisen real nötig wäre. Außerdem bindet sie psychisch und hindert an Selbstreflektionen, bewirkt, dass in einer kleineren Welt als nötig gelebt wird.
Umgekehrt bewirkt der Verzicht auf die Vorteilsnahme auf Kosten anderer, dass ich mir vorstellen kann, andere könnten ebenso agieren. Ich müsste zwar versuchen, in einer Kosten/Nutzen Analyse die reale Situation zu antizipieren, hätte aber nicht mehr Angst als real nötig und bin infolgedessen beweglicher durch die bessere Möglichkeit von Selbstreflektionen.
Generalisiert vom einzelnen Individuum auf eine Anzahl an Forschern, die Tierversuche für die Forschung als unerlässlich sehen, läuft die Forschung eben Gefahr, weniger gut auf einer Metaebene sich selbst zu hinterfragen, um damit letztendlich unter ihren eigentlichen Möglichkeiten zu verbleiben.

Vielleicht halten viele Forscher Tierversuche für unverzichtbar weil sie sich daran gewöhnt haben und in ihrer "Welt" damit aufgewachsen sind. Vor Jahrhunderten hielten viele aber z.B. auch die Sklaverei für unverzichtbar für den Wirtschaftskreislauf. Davor waren sicher andere Dinge undenkbar, z.B. während der Steinzeit Metallwerkzeuge. Und so weiter.


Ethische "Probleme" und deren Verknüpfung mit Problemlösungsstrategien

Die Frage nach der Ethik stellt sich besonders in einem Umkehrschluss: wann sind die Grenzen der Ethik überschritten? Wo wird die Grenze gesetzt? Meines Erachtens liegt in diesen Fragen bereits das Ende des Erfolgs der jeweiligen bisher angewandten Problemlösungsstrategie. Wenn ethische Fragen in den Vordergrund drängen, heißt das, das die kognitive Strategie "grenzwertig" wird - unabhängig von einem Verschieben der Grenze oder Beharren kurz davor. Das eigentliche Problem ist die Art der Kognition, die Gedanken zur Ethik erst nötig macht: jemanden Anderen stellvertretend für sich selbst leiden zu lassen, das Leiden zur eigenen "Beruhigung" ausgeübt an Spezies (Tieren) hinter der willkürlich festgelegten ethischen Grenze. Diese Kognition ist auf einfachste Weise linear, reflektionslos und rückwärts gewandt, weil Möglichkeiten auf einer anderen Ebene nicht gesucht sondern nur vorhandene Lösungsstrategien angewendet werden.
Eine echte Lösung liegt darin, über den Umweg der Metaebene die gewohnte kognitive Ebene zu verlassen und eine völlig neue Strategie zu entwickeln. Im Umkehrschluss heißt das: Die Möglichkeiten kognitiver Entscheidungsprozesse werden nur ansatzweise genutzt, erkenntlich daran, dass permanent ethische Erwägungen in den Hintergrund gedrängt werden.

In der Politik gibt es vergleichbare Beispiele:
a) Gegenseitige Aufrüstung: immer stärkere Aufrüstung in einer Aufwärtsspirale, um in eine jeweils bessere Ausgangsposition gegenüber dem "Anderen" zu gelangen. b) Wirtschaftspolitik zur Erlangung von relativem Reichtum: anstelle dem Anstreben eines absoluten Reichtums, also eines allgemeinen Zustandes materieller und persönlicher Zufriedenheit, das Streben nach jeweils einer besseren, erhöhten Position gegenüber Anderen, was neben Gewinnern notwendigerweise auch Verlierer schafft.
Hier soll es aber besonders um weniger offensichtliche Beispiele gehen: c) Transplantationen von Organen:
Bei der Transplantation von Organen Verstorbener stellt der Zeitpunkt des Todes eine wichtige ethische Grenze dar. Es stellt sich zudem die Frage, ob ein lebendiges Organ nur "lebt", wenn der Spender noch nicht gestorben ist, also das Leben nur wie eine "Stafette" weitergereicht werden kann. Das Denken, dem dieses zugrundeliegt, ist meines Erachtens linear: ein Teil (des Körpers) fehlt bzw. ist kaputt, dieser Teil muss ersetzt werden und muss dazu jemandem in vertretbarer ethischer Weise weggenommen werden.
Demgegenüber stehen Ansätze wie dem, aus körpereigenem Gewebe neue Organe wachsen zu lassen. Hier wird ein ganzheitliches Denken vorausgesetzt. Der Körper ist eine nicht unverformbare Einheit und das Individuum besitzt eine gewisse Eigenverantwortlichkeit im eigenen Handeln gegenüber sich selbst (hier sind jetzt nicht genetisch ursächliche Krankheiten gemeint).
Transplantationen stellen sicher nur einen medizinischen Spezialfall dar, sind aber aufgrund der Struktur menschlichen Denkens eine besondere, aufmerksamkeitserlangende Herausforderung. Organe aus körpereigenem Gewebe wachsen zu lassen ist aber auf lange Sicht nicht nur ethischer, sondern auch unspektakulärer, "geschmeidiger" und hat eher die Anlage, eine "normale" medizinische Operation zu werden als Ersteres.
d) Tierversuche im Rahmen der Wissenschaft:
Tierversuche vernachlässigen die "erste-Person"- Ebene: zunächst die Motivation. Es ist ein Unterschied, ob bestimmte Forschungsmethoden ausgeführt werden "müssen" aufgrund äußerer Vorgaben, in Inkongruenz zu den eigenen Werten und Moralvorstellungen oder ob sie genau dies berücksichtigen und die Ebene der Erfahrungen einbeziehen. Dadurch wird eine Kongruenz angestrebt zwischen der Persönlichkeit des Forschers und dem Versuchsaufbau.
Tierversuche als ethische "Krücke", die eigentlich Menschenversuche meint und es dadurch umgeht, entsprechen dem linearen Denken in partikulären Teilbereichen ohne ausreichendem Bezug zum Ganzen. Eine solche Art Forschung orientiert sich rückwärts gewandt, am bereits Bekannten und mental Eingeübten, nicht aber am Gefühl, der Ethik, dem positiv in der Zukunft Entwickelbaren.
Es gibt bereits viele Beispiele, wo auf Tierversuche verzichtet wird, z.B. durch Forschung an Zellkulturen.

Auf einer Metaebene, die wissenschaftliche Entwicklung im Ganzen betrachtend, ergibt sich daraus ein schnellerer und nachhaltigerer Fortschritt über eine Forschung, die darauf verzichtet, an ethischen Grenzen zu operieren sondern stattdessen zukunftsgewandt und die Metaebene benutzend, den Menschen in der "erste-Person" - Perspektive ganzheitlich (denkend, fühlend, handelnd) einbezieht.

Metaebene und Wissenschaft

Ich möchte behaupten, dass "die" Wissenschaft den eigenen Einfluss der individuellen Persöhnlichkeit, psychischer Faktoren, ihrer Forscher systematisch unterschätzt. Jeder Mensch, also auch ein Forscher, hat durch seine Vorerfahrungen ein bestimmtes Bild von seiner Umwelt, hat Neigungen, unterliegt Emotionen. Er strukturiert seine Forschung bereits ganz am Anfang, durch die Ausgangshypothese, und bewertet sie ebenso am Ende. Er unterliegt den kulturellen Einflüssen seiner Zeit in seiner spezifischen Umwelt. Die Validität ist beschränkt, wird in dieser Metaposition aber wohl nur außerhalb des eigenen Kulturkreises so gesehen.
Ein Beispiel für einen solchen Einfluss auf die Forschung ist, wie im vorigen Kapitel beschrieben, die Wichtigkeit, die dem "denkenden Ich" zugeschrieben wird und die sich in der Zuschreibung der Funktionen des Cortex in der Hirnforschung wiederfindet.

Ein anderes Beispiel ist die theologische Frage nach der Existenz Gottes. Während die lineare Beantwortung der Frage nach "Gott" als Objekt wahrscheinlich immer eine Streitfrage bleiben wird, ist für mich der Blick auf das Subjekt, den Fragenden interessanter: der Versuch des Subjekts der Strukturierung des Unbekannten, eine Personalisierung, Vermenschlichung der antizipierten höheren Ordnung der Welt durch die Zuschreibung des Wortes "Gott" und bestimmten Eigenschaften.
Letzlich unterliegt dem Fragenden ein mereologischer Fehlschluss: der Schluss vom Teil auf das Umfassende, das wiederum nur als Teil mit den Mitteln des Teils (d.h. in Worten) beschrieben wird.
Umgekehrt ist aus einem generalisierten Ganzen zu schließen, dass es in seinen einzelnen Teilen erkennbar ist. Das Ganze wirkt also (unbewusst) in seinen Teilen; ob diese wiederum kognitiv das Ganze erkennen können ist fraglich. In anderen Worten: die antizipierte höhere Ordnung ist erkennbar im Prozess der subjektiven Strukturierung, nicht als statisches Objekt der Projizierung.
Beispiel: Welche Möglichkeiten hätte theoretisch ein einzelnes Blatt am Baum, sich selbst objektiv wahr zu nehmen, ohne dem Einfluss des Baumes unterlegen zu sein - bzw. eine Ebene weiter - dem Einfluss der Erde, in dem der Baum verwurzelt ist?

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