"Ganzheitliche Wissenschaft" soll hier eine Wissenschaft skizzieren, die ganz auf das Subjekt des Forschenden ausgerichtet ist:
den Menschen mit allen Stärken und Schwächen berücksichtigen, diese erkennen und auszugleichen versuchen, die optimalen
Umgebungsvariablen zu bestimmen und umzusetzen, um die größtmögliche, auf die Wissenschaft bezogene Leistungsfähigkeit zu erreichen.
Im Grunde sollte es als logisch anerkannt sein, dass die Leistung der Wissenschaften von der Leistungsfähigkeit ihrer Mitglieder abhängt.
Diese ist aber nicht durch Druck, Einseitigkeit oder Einschränkungen der Person zu erreichen sondern durch eine optimale Förderung der
individuellen Persönlichkeit und der Variablen, die diese bedingen.
Hier soll der Einfachheit halber die Persönlichkeit unterschieden werden in die Bereiche Körper, Seele und Geist.
Ein gesundes, optimal in seiner Persönlichkeit austariertes Individuum wird danach streben, alle Felder gleichermaßen besetzen.
Eine Wissenschaft, die lediglich auf intellektuelle Fähigkeiten (sprich: Geist) setzt, nutzt die individuellen Möglichkeiten nur ungenügend.
Ergo ist auch die Wissenschaft nicht so leistungsfähig, wie sie theoretisch sein könnte.
Zu den seelischen Fähigkeiten gehören Mitgefühl, ethische Ausrichtung (wie auch z.B. die Vermeidung von Tierversuchen) und damit
positive Motivation im Effekt einer Kanalisierung der intellektuellen Kapazitäten auf Sinnhaftigkeit und soziale Praktikabilität.
Zu den körperlichen Fähigkeiten gehört neben Pausen für körperliche Ertüchtigung und Meditation im wissenschaftlichen Bereich
die Intuition. Intuition als Fähigkeit, wissenschaftliche Ergebnisse in Zusammenhänge zu stellen.
Es gibt bereits einen Begriff, der ähnliches implizert: "Kontemplative Wissenschaft". Er wird verwendet z.B. von Forschern der
"kontemplativen Neurowissenschaft". Er bezieht die Meditation in die Wissenschaft ein. Als Geisteshaltung ebenso wie begleitende Übung.
Allerdings ist hier Meditation in philosophischem Terminus das "Explanandum": Hier wird über Meditation eher als Objekt geforscht,
das zu Erklärende: die Auswirkungen davon auf das Gehirn, das Verhalten und andere Lebensbereiche.
Mir geht es aber im Kern um einen Umbau der Wissenschaften in Richtung eines Erkennens und Berücksichtigen der Natur des Menschen:
das Einfließen meditativer Erkenntnisse und Metakognitionen in den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess selbst. Meditation als "Explanans".
Die Berücksichtigung des (unvermeindlichen) individuellen subjektiven Einflusses in der Forschung. Da die Berücksichtigung möglichst
vieler Meta-Positionen eine möglichst große Annäherung an eine tatsächlich objektive Wissenschaft mit sich bringt, sehe ich hier
langfristig die Richtung und Zukunft aller Forschung. Oder anders ausgedrückt: die optimale Förderung und Stärkung des Individuums
in sämtlichen Persönlichkeitsbereichen ist erst die Vorraussetzung für eine optimale Forschungsleistung.
Mit noch anderen Worten: die jetzige Wissenschaft ist trotz aller Erfolge eine "gebremste" Wissenschaft. Die optimale Leistungsfähigkeit
steht noch aus. Sie wird unter ganzheitlichem Aspekt lediglich gebremst, kanalisiert, oder besser fokussiert durch Anforderungen der Ethik
und Achtsamkeit gegenüber dem Leben.
Ein gutes Beispiel aus der Vergangenheit ist der Ablösungsprozess des geozentrischen durch das heliozentrischen Weltbild (Galilei). Für die
normale Wissenschaft war es sicher mit einer erheblichen persönlichen Anpassungsleistung jedes einzelnen Mitglieds verbunden, da das erstere
der menschlichen Neigung zur Egozentrik entgegenkommt und hat sicher eine Generation gedauert. Von einer ganzheitlichen Wissenschaft im hier
gemeinten Sinn würde eine Umsetzung in kürzester Zeit erwartet werden: über das Erkennen der Kraft der Logik gegenüber persönlich
egozentrischem Beharrungsvermögen.